Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Passau – Ludwig Kapfhammer als Vorsitzender verabschiedet

Dringender Appell: Wehr braucht neues Gerätehaus

Von Wolfgang Lampelsdorfer | PNP

Mit gewaltigem Applaus hat die Feuerwehr Passau bei ihrer Jahreshauptversammlung im Festsaal St. Valentin Ludwig Kapfhammer als ihren langjährigen Vorsitzenden verabschiedet. Zum Nachfolger wurde Markus Kornexl gewählt. Stadtbrandrat Andreas Dittlmann erinnerte in seinem Jahresbericht die anwesenden Stadtratskollegen daran, dass der Neubau eines Feuerwehrhauses immer dringlicher wird.

Für das von seinen Mitgliedern geleistete Ehrenamt wünscht er sich mehr Anerkennung: „Wenn der Feuerwehrdienst als die Königsdisziplin des Ehrenamts bezeichnet wird und die Ehrenamtlichen die Pflichtaufgabe der Gemeinde erfüllen, sollte man angesichts dieser Quoten einmal überlegen, ob man diesem kleinen Prozentsatz der Bevölkerung nicht auch besondere Vergünstigungen zukommen lässt. Ich spreche hier nicht von der bayerischen Ehrenamtskarte, die den Fantasyclub mit der Feuerwehr gleichsetzt“.

Zweimal war die Jahreshauptversammlung wegen der pandemischen Lage abgesagt worden. Umso eindrucksvoller waren die von Dittlmann vorgelegten Einsatzzahlen sowie die Zahl der beförderten und geehrten Kameraden. 150 Feuerwehrdienstleistende über 18 Jahren und 33 Jugendliche in der Feuerwehr Passau versahen zum Stichtag 31. Dezember ihren Dienst in der Hauptwache sowie den beiden Löschzügen Ilzstadt und Innstadt. 22 „Minis“ werden von einem eigenen Team um Franziska Raith behutsam an die Aufgaben der Feuerwehr herangeführt. Viel investiert wurde in den vergangenen Jahren in neue Fahrzeuge und Ausrüstung, so hat die Stadt allein 295 000 Euro für neue Schutzkleidung der Atemschutzgeräteträger ausgegeben.

Alle Fahrzeuge haben inzwischen Funknavigation, alle Löschfahrzeuge Einsatztablets für die Gruppenführer, alle Löschfahrzeuge führen „Defis“ mit. Für den Löschzug Ilzstadt steht die Ersatzbeschaffung eines Mannschaftstransportwagens für den besseren Brandschutz auf der Veste Oberhaus an, ein Spezialfahrzeug mit extra niedriger Bauart wurde entwickelt, das zukünftig die Wasserversorgung in der Burg aus der Zisterne sicherstellen kann, bis die Löschwasserversorgung zur Ilz hinab aufgebaut ist. Auf dem Plan stehen auch die Beschaffung eines Hilfeleistungslöschfahrzeugs, eines modernen Versorgungs-Lkw und einer Drohne mit Wärmebildkamera.

Nicht realisiert werden konnte das geplante Bootshaus für das Rettungsboot des Löschzugs Ilzstadt. „Die Kostenexplosion machte eine Realisierung unmöglich. Die Ersatzbeschaffung des Bootes und eine Nachrüstung des Stegs sollen dennoch eine möglichst ganzjährige Einsatzbereitschaft gewährleisten“, so Dittlmann.

Fast dramatisch dann sein Appell an die Stadtratskollegen, den Neubau des Feuerwehrhauses nicht weiter auf die lange Bank zu schieben: „Das Gebäude ist verbraucht und in desolatem Zustand. Seien Sie sich bewusst, dass in einer Zeit, in der Feuerwehrgerätehäuser mit drei Stellplätzen in einem Stadtteil knapp 3 Millionen kosten, eine solche Wache nicht mit Kosten wie für eine Dreifach-Turnhalle zu realisieren ist. Meine Bitte an Sie: Fällen Sie bald notwendige Entscheidungen und zeigen Sie Ihren ehrenamtlichen Feuerwehrdienstleistenden, auf die Sie sich jederzeit verlassen können, eine Perspektive auf.“

Von starken Unwettern oder Überschwemmungen blieb die Stadt in den vergangenen drei Jahren verschont, zugenommen hat bei den Technischen Hilfeleistungen die Zahl der Wohnungsöffnungen, um Rettungsdienst und Polizei Zugang zu hilflosen Personen zu verschaffen. Zudem erkennt Dittlmann eine Tendenz, die Feuerwehr auch bei kleineren Kalamitäten zu rufen, Stichwort „Hausmeisterdienst St. Florian“. Der Baum auf der Straße erweise sich dann als Ast, der leicht selbst zur Seite geräumt werden könnte. Nachdrücklich in Erinnerung sind der schwer zu löschende Brand eines Kleinlasters in der Auerspergstraße mit Personenrettung aus dem Gebäude, die „doppelte Havarie“ eines Güterschiffs vor der Schleuse Kachlet sowie der Katastropheneinsatz im Ahrtal, bei dem die Spezialausrüstung der Passauer sehr gefragt war. Für mögliche Evakuierungen von Kreuzfahrtschiffen werden derzeit Szenarien entwickelt.

Hochemotional war der Abschied von Ludwig Kapfhammer, der anlässlich der 150 Jahr-Feier der Wehr 2009 den Vorsitz übernommen hatte und nun auf 42 erfüllte Jahre in Uniform zurückblicken konnte. Er sprach von der großen Feuerwehrfamilie und dankte sichtlich bewegt für die gemeinsame Zeit. Blumen und Geschenkkörbe gab es für seine engsten Mitstreiter sowie für Fahnenmutter Anna Kapfinger. Spätestens bei diesem Programmpunkt wurde klar, warum die Partnerwehr aus dem österreichischen Krems mit einer so riesigen Delegation angereist war: Kommandant Gerhard Urschler ernannte Kapfhammer zum Ehrenmitglied der niederösterreichischen Wehr, würdigte dessen Kameradschaft und Freundschaft und nannte ihn unter stehendem Applaus ein „Vorbild über Grenzen hinweg“.

Viel Lob erhielt in der von Marina Probst geleiteten Versammlung Schatzmeister Manfred Nowak, die Prüfer bescheinigten ihm vorbildliche Arbeit. „Was ihr auf die Füße stellt ist unglaublich“, lobte Bürgermeister Andreas Rother im Namen der Stadt den Einsatz der Ehrenamtlichen. Sein Dank ging auch an die Partner der Aktiven. Als Vertreter des Stadtrats verfolgten Sigi Kapfer, Diana Niebrügge, Katja Reitmaier, Markus Sturm und Rosemarie Weber Ehrungen und Neuwahlen.

Markus Kornexl vom Löschzug Hauptwache wurde in geheimer Wahl zum neuen Vorsitzenden bestimmt, seine Stellvertreterin ist Marina Probst vom Löschzug Ilzstadt, Kassier ist Maximilian Schlarb vom Löschzug Hauptwache, Schriftführer Ludwig Kerscher vom Löschzug Innstadt.

Zum Hauptfeuerwehrfrau befördert wurden Franziska Raith und zum Hauptfeuerwehrmann Markus Waldherr, zum Löschmeister Martin Gahr, Marina Probst, Joseph Sieger, zum Oberlöschmeister Carsten Fussan, zum Hauptlöschmeister Andreas Hühn und zum Brandmeister Thomas Pratsch. Für 30 Jahre aktive Dienstzeit wurden Alexander Hödl und Andreas Wagner, für 40 Jahre Thomas Sageder geehrt, der zudem das Ehrenzeichen des Freistaats in Gold bekam. Das Ehrenzeichen des Freistaats für 25 Jahre erhielten: Stefan Freudenstein, Tobias Keitel und David Stockbauer-Muhr.

Anm. d. Red.: Alle Teilnehmer wurden vor Veranstaltungsbeginn negativ auf das Coronavirus getestet.

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