Wie die Feuerwehr sich und andere schützt

Kreis- und Stadtbrandrat erklären, wie die Einsatzkräfte mit der Krise umgehen – Löschzug warnt vor Hochstaplern

Egal, wie stark der Virus wütet und wie sich die Pandemie entwickelt: Notfälle, die mit Corona nichts zu tun haben und zu denen die Feuerwehren ausrücken müssen, bleiben natürlich nicht aus. Doch auch die Feuerwehr kämpft mit der Situation. In ihren Fahrzeugen sitzen sie eng wie die Ölsardinen und es mangelt schlicht an angemessener Schutzausrüstung. Die PNP hat sich bei Experten aus Stadt und Landkreis nach dem Stand der Dinge erkundigt.

Es war zum Glück nur ein kleiner Brand in Hutthurm, bei dem am Mittwoch die umliegenden Feuerwehren alarmiert worden sind. Einsatzkräfte waren schnell vor Ort und hatten die Lage rasch im Griff. Beobachtet wurde freilich auch, dass die Feuerwehrler in ihren Mannschaftsfahrzeugen anrückten und beispielsweise auch ohne Mundschutz zusammenstanden. Kreisbrandrat Josef Ascher sieht in diesem Zusammenhang zweifellos „Lernbedarf“, auch wenn die Verhaltensregeln in Zeiten wie diesen eigentlich klar vorgegeben seien.

„Tatsächlich sind aktuell Schutzmasken nicht in allen Bereichen verfügbar. Pflegerisches Personal hat hier ganz klar Vorrang. Für das Gruppenverhalten der Feuerwehren ist aber Grund- legendes zu beachten. Im Moment soll beispielsweise in den Kabinen der Mannschafts-Fahrzeuge weniger Personal befördert werden. Auch könnten die Kräfte ausnahmsweise mal mit dem Pkw zum Einsatzort fahren. Vor Ort gibt es feste Regeln: Der persönliche Schutzanzug ist komplett zu schließen, Abstände sind möglichst einzuhalten. Freilich können wir bei Einsätzen nicht immer dazwischen stehen und nochmal darauf hinweisen“, gibt Ascher zu bedenken.

Er verweist jedoch darauf, dass jeder einzelne Aktive in den Freiwilligen Feuerwehren in seinem Privatleben Grundlegendes zu beachten habe, um gesund zu bleiben, denn: „Jeder ist wichtig für die Sicherheits-Struktur.“ Gesundheitlich Angeschlagene sollen im Notfall ohnehin daheim bleiben. Das gelte zudem für Helfer, denen aktuell ein Mitwirken bei Einsätzen aus persönlichen Gründen zu gefährlich ist. „Sich selbst zu schützen ist das oberste Gebot“, betont Ascher. Die Tatsache, dass Feuerwehr-Übungen vorerst ausgesetzt worden sind, macht dem Kreisbrandrat keine Sorgen: „Unsere Leute sind sehr gut geschult und fit. Die notwendigen Mannschafts-Stärken sind trotz aller widriger Umstände stets gewährleistet.“

Um die derzeitige Situation zu beschreiben, greift der Passauer Stadtbrandrat Andreas Dittlmann auf einen alten Feuerwehrspruch zurück: „Wir leben in der Lage.“ Das soll heißen: Die Feuerwehr tut ihr Möglichstes, um mit einer schwierigen und suboptimalen Situation umzugehen.

Ein großes Problem sei auch bei den Stadtfeuerwehren der Mangel an Schutzausrüstung. Schon vor Wochen habe die Feuerwehr auf Mängel hingewiesen, vor allem die berühmten FFP-2-Masken fehlen.

Um ihren Beitrag zur Eindämmung des Virus zu leisten, sind sämtliche Ausbildungsveranstaltungen gecancelt, erklärt Dittlmann. „Ferner weisen wir darauf hin, dass in den FF-Häusern die Mindestabstände eingehalten werden müssen.“ In den Fahrzeugen sei dies aber schlicht nicht möglich. „Wir sind also dazu übergangen, dass wir nur mit der Notbesetzung rausfahren. Man lässt also immer einen Platz frei zwischen den einzelnen Einzelkräften.“

Im Ernstfall käme auch „schweres Gerät“, also die Atemschutzmasken der Feuerwehr zum Einsatz. Hier gilt laut Dittlmann die Devise: „Im Zweifel auf Nummer sicher gehen.“ Wenn also Menschen nach einer erfolgreichen Reanimation abtransportiert oder aus einem brennenden Hochhaus gerettet werden müssen, setzen die Feuerwehrler die schweren Masken auf.

„Wir hatten schon Fälle, wo sich im Nachhinein bestätigt hat, dass ein Geretteter coronainfiziert war“, berichtet der Stadtbrandrat. „Diese Fälle und die Kontaktpersonen werden gründlich vom Gesundheitsamt untersucht und im Zweifel kommen die Einsatzkräfte dann in Quarantäne.“

Die Krise hinterlasse durchaus auch ihre Spuren bei den Feuerwehrleuten. „Ein Feuerwehrler hat ja das sogenannte Helfergen in sich. Aber alle Beteiligten haben auch Familie. Da klopfen dann schon zwei Herzen in der Brust. Einerseits will man den Mitbürgern helfen, aber andererseits muss man auch in die eigene Gesundheit und die der Familie denken. Eine gewisse Unsicherheit ist natürlich da.“

Dittlmann sei aber zuversichtlich, „dass die jetzt ergriffenen allgemeinen Maßnahmen uns helfen werden, die Zeit zu überbrücken, bis die nötige Schutzausrüstung vorhanden ist“.

Zu einem weiteren Problem bezog der Löschzug der Hauptwache nun auf Facebook Stellung. Derzeit kursiere im Internet in Form von Kettenbriefen die Nachricht, dass die Feuerwehr bei Menschen daheim Coronatests durchführen werde. „Hierbei handelt es sich um eine Falschmeldung“, stellt der Hauptwachen-Löschzug klar. Weiter rät die FF in dem Facebookpost, dubiose Besucher an der Haustüre anzuzeigen. Wenn ein vermeintlicher Feuerwehrmann an der Haustür klingelt und behauptet, er sei gekommen, um die Bewohner auf das Virus zu testen, „dann sollte jedermann stutzig werden und sofort die Polizei alarmieren“.

Von Helmut Heininger und Johannes Munzinger | Passauer Neue Presse | 1. April 2020

Foto: PNP-Archiv | Jäger

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