Brandbekämpfung auf Veste Oberhaus simuliert
„Habe selten eine so perfekte Großübung erlebt“
131 Einsatzkräfte von acht Feuerwehren haben am Samstag die Brandbekämpfung mit Personensuche auf Oberhaus simuliert
Rund 2,5 Millionen Euro hat die Stadt Passau in den vergangenen vier Jahren in den Brandschutz auf der Veste Oberhaus investiert. Diese Neuerungen haben die Feuerwehren nun einem ersten großen Stresstest unterzogen: 131 Einsatzkräfte (Feuerwehr Passau mit den drei Löschzügen Innstadt, Ilzstadt und Hauptwache, FF Ries, FF Hacklberg, FF Patriching, FF Hals, FF Grubweg, UG-ÖEL Stadt Passau) haben am Samstag die Brandbekämpfung mit Personensuche auf der Veste simuliert.
„Eines der schwierigsten Objekte für einen Einsatz“
Diese Übung barg dabei einige Herausforderungen, sagt Stadtbrandrat Andreas Dittlmann der PNP. „Das Oberhaus ist eines der schwierigsten Objekte in der Stadt für einen Einsatz. Schließlich liegt es in der Natur der Sache, dass man bei einer Burg schlecht von außen nach innen kommt – erst recht mit schwerem Gerät.“ So könnten weder Großfahrzeuge mit leistungsstarken Pumpen noch Drehleitern durch die schmalen und niedrigen Burgtore fahren. Schon vor Jahren habe man sich deshalb laut Dittlmann „viele Gedanken über alternative Konzepte gemacht“, in die die Stadt nun in der Vergangenheit investiert habe: Zum Beispiel wurde die Zisterne vor dem Burgtor ausgebaut und von dort eine Wasserentnahmeleitung in den Bärengraben verlegt sowie ein neues Pumpenfahrzeug und zwei Hubsteiger als Ersatz für die Drehleitern angeschafft. Wie diese Mechanismen ineinandergreifen, haben 131 Einsatzkräfte nun am Samstag getestet, erklärt Dittlmann. „Im Ernstfall wären es wohl noch mal 100 mehr. Ansonsten war die Übung aber sehr nah an der Realität.“
Folgendes Szenario: Nach der Alarmierung um 9.02 Uhr rückt zunächst der Löschzug Ilzstadt als örtlich zuständige Wehr – ebenso wie die FF Ries und der Löschzug Hauptwache – aus. Die Einsatzkräfte machen sich ein erstes Lagebild und stellen fest, dass vom Dachboden des „Schachner-Baus“ bereits starker Rauch aufsteigt und der Hausmeister vermisst wird. Sofort alarmieren sie weitere Wehren nach und beginnen schon einmal mit der Suche und Rettung des Vermissten. Zudem leiten die Einsatzkräfte erste Maßnahmen zur Brandbekämpfung ein, ehe in diesem Fall Stadtbrandinspektor Florian Dillinger die Einsatzleitung übernimmt. Er verteilt die Aufgaben: Eine besondere Bedeutung kommt der für Logistik und Materialversorgung zuständige Gruppe zu. Sie muss schnellstmöglich Geräte und Schläuche von den Großfahrzeugen in Mannschaftstransportwagen umladen und zur Jugendherberge bringen, von wo aus es mit Quads in den Burginnenhof und Bärengraben transportiert wird. Ein anderer Trupp kümmert sich derweil um die Wasserversorgung. Diese wird zunächst über die 50-Kubikmeter-fassende Zisterne und einen Hydranten im Burginnenhof sichergestellt, in der Folge wird das neue Pumpfahrzeug in Stellung gebracht und die ausgebaute Zisterne vor dem Burgtor aktiviert. Über mehrere Leitungen wird nun Wasser in die Burginnenhöfe gepumpt.
Von den Hubsteigern aus können die weiteren Kräfte den Dachstuhlbrand aus rund 20 Meter Höhe intensiv bekämpfen und die umliegenden Gebäude absichern. Weil das Löschwasser aus den beiden Zisternen aber nur für eine knappe Stunde reicht, wird mit einem Wechsellader eine Förderstrecke von der Ilz bis zum Burgtor aufgebaut. „Anders als beim Brand des Gasthauses Vogl ist das hier möglich, weil die Schläuche nur bis zum ‚Ilzer Tor‘ verlegt werden müssen“, erklärt Dittlmann. „Eine Verlegung bis zum Rennweg hinauf geht wegen desgroßen Höhenunterschieds und der zu engen Straße für den dreiachsigen Wechsellader nicht.“ Bei der Übung steht die Förderleitung letztlich nach nur 36 Minuten und nach etwas mehr als eineinhalb Stunden ist das Übungsziel erreicht. „Damit hat es sogar schneller funktioniert, als zuvor gedacht“, betont der Stadtbrandrat. Gegen 12.30 Uhr, dreieinhalb Stunden nach der Alarmierung, ist schließlich der Burginnenhof komplett geräumt und das Museum kann an diesem Samstag wieder für die Besucher öffnen.
Stadtbrandrat ist mehr als begeistert vom Ablauf
Vom Ablauf der Übung insgesamt ist Andreas Dittlmann in einer ersten Bilanz gegenüber der PNP somit mehr als begeistert: „Besser hätte es nicht laufen können. Ich habe selten eine so perfekte Großübung erlebt.“ Freilich habe man noch eine kleine Liste an Verbesserungsmöglichkeiten, aber um die zu finden, dafür sei eine solche Simulation ja auch da. Übungen in dieser Dimension gebe es ohnehin nur ein bis zwei Mal im Jahr, jene auf Oberhaus werde nun wohl alle drei bis vier Jahren durchgeführt. So lange kann der Stadtbrandrat aber nun beruhigt sein: „Es haben wirklich alle perfekt gearbeitet und das Ineinandergreifen der Mechanismen hat funktioniert.“ Und das sei nicht unbedingt selbstverständlich gewesen nach den vielen Investitionen und Neuerungen in den Brandschutz. Dittlmann sieht eines der Wahrzeichen Passaus aber nun gut für den Ernstfall gerüstet: „Vor vier Jahren hätte ich noch gesagt: Einen Großbrand auf Oberhaus zu löschen, ist unmöglich. Aber nun haben wir ein Konzept geschaffen und können mit dieser Übung endgültig einen Haken hinter das Thema Brandschutz auf Oberhaus setzen.“
Johannes Kerner | PNP