Das ist der neue FF-Vize aus der Innstadt

Florian Dillinger (37) tritt sein Amt als Stadtbrandinspektor mit einer Mischung aus Elan und Erfahrung an

von Franz Danninger (PNP)

Gab‘s das schon mal? Innstadts Zugführer Thomas Pratsch muss nicht überlegen, er schüttelt sofort das graumelierte Haupt: „Nein, der Florian ist der erste SBI, der von uns kommt“, stellt er ernst fest und kann sich dann ein Lächeln doch nicht verkneifen: „Das freut uns natürlich alle!“

Viel Zeit für Stolz und Sektkorken blieb bislang aber weder Florian Dillinger (37) noch seinen Kameraden vom Löschzug Innstadt, um den Karrieresprung zu feiern. Denn die Nachricht, dass der 37-Jährige der neue Stadtbrandinspektor ist und damit Vize-Chef von über 600 Passauer Feuerwehrlern, die ist druckfrisch. Am vorigen Freitagabend ließen 100 Wahlberechtigte mal kurz ihren Hochwassereinsatz ruhen und wählten in der Hauptwache ihre Spitze neu: Andreas Dittlmann wurde mit fünf Gegenstimmen als Stadtbrandrat bestätigt und Florian Dillinger mit 89 zu 11, beide ohne Gegenkandidat.

Kein zweiter Vorschlag? „Um solche Ämter reißt sich nicht jeder.“ Aus Dittlmann sprechen Jahrzehnte Erfahrung im ehrenamtlichen Rettungswesen. Auch Dillinger sagt: „Wenn man mich vor vier Wochen gefragt hätte nach dem Job, dann hätte ich auch gesagt: Warum denn? Es läuft doch super! Der Emmer Flo macht das ja klasse.“ Der bisherige SBI trat dann aber Mitte Mai zurück und so musste schnell Ersatz her, damit der Führungsposten nicht zu lange vakant bleibt.

Jetzt also Dillinger. Freilich kennt er als Stadtbrandmeister den inneren Führungszirkel der Passauer Stadtfeuerwehr seit fünf Jahren etwas genauer. Freilich stammt er aus einer FF-Familie – sein Cousin Christian Dillinger fungiert z. B. als stv. Innstadt-Kommandant. Freilich fließt Blut in RAL 3000 durch seine Adern und ja, freilich endet seine Autonummer auf 112. Aber 24/7 da sein für drei Löschzüge, zehn selbständige Feuerwehren und eine Werkfeuerwehr?  Das Auge ständig haben auf 70 Quadratkilometer Schutzgebiet? Und das als verheirateter Vater eines Sechsjährigen? Florian Dillinger zuckt die Achseln: „Es muss halt weitergehen, drum mach ich‘s.“

Bevor er das Angebot annimmt, für den Posten zu kandidieren, wird natürlich  Familienrat gehalten, denn das Zeitkorsett eines SBI ist eng geschnürt. Ergebnis: grünes Licht von Ehefrau Andrea und Sohn Benjamin, grünes Licht von den Eltern („ihre Meinung war mir auch sehr wichtig“). Und als auch sein Chef zustimmt, wirft er seinen Hut in den Ring und wird zum zweithöchsten Feuerwehrmann der Stadt gewählt.

„Freilich ist er mit 37 Jahren noch relativ jung und es gibt auch einige andere Mitglieder der Passauer Feuerwehr, denen man diese komplexe Aufgabe zutrauen kann“, sagt sein neuer direkter Vorgesetzter Andreas Dittlmann. Aber es muss halt auch das Umfeld

passen für dieses aufwendige Ehrenamt und bei Dillinger ist die Wahrscheinlichkeit für problemlose Arbeit sehr hoch: Der gelernte Schreiner arbeitet an der Uni in der Hauswerkstatt, sein Abteilungsleiter dort ist Feuerwehrmann (FF Gaißa) und ihr oberster Vorgesetzter ebenfalls: Kanzler Dr. Achim Dilling unterstützt als überzeugter Wehrmann die FF Hacklberg als Kassier. Und allen ist klar, dass ein Uni-Mitarbeiter leichter mal alles stehen und liegen lassen kann, wenn der Piepser ruft, als ein „normaler“ Handwerker am Bau oder in der Werkstatt.

Zur Arbeit fährt Dillinger bislang gerne mit dem Rad aus der Innstadt über die Brücke rüber zur Uni – damit dürfte nun weitgehend Schluss sein, ist ihm klar: „Das Auto muss immer parat stehen.“

Einsätze sind das eine, Hintergrundarbeit am Schreibtisch das andere Arbeitsgebiet eines Stadtbrandinspektors. Dittlmann traut seinem neuen Vize zu, dass er das hinkriegt: „Florian ist als Stadtbrandmeister seit fünf Jahren zuständig für die Ausbildung aller Passauer Wehren. Daher kenne ich ihn als besonnen und trotzdem hart in der Sache, was mir gefällt.“ 2001 war er selbst an Dillingers Stelle, trat als neuer SBI in die Führung der Stadtwehr ein.

Florian Dillinger fing 1999 als Bub beim Löschzug Innstadt an, wurde Maschinist, dann Atem-schutzträger, absolvierte alle relevanten Ausbildungen und Führungslehrgänge und sagt im Brustton der Überzeugung: „Ich durfte seit fünf Jahren reinschnuppern und weiß in etwa, wie‘s läuft. Die Feuerwehr Passau ist hervorragend aufgestellt und ich freu‘ mich schon sehr auf die Zusammenarbeit mit den Kommandanten, mit denen ich mich hervorragend verstehe, was auch nicht selbstverständlich ist. Auf geht‘s!“

 

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